Im April 1998 kam die Baufreigabe für die ersten Häuser. Das Kernteam präsentiert die Steinbeile für die Lokalpresse. (v. l. n. r. Sabine Zanker, Söhnke Raimann, Karl Banghard, Günter Werner und Chris Günther. Foto: Kur Aktuell).

Mitte April 1998 ging in Oberschwaben ein ungewöhnlich harter Winter zu Ende. Mit einiger Mühe hatten wir in den Wochen zuvor am Federseemuseum die Bauhölzer für ein großes Freilichtprojekt eingeschlagen. Wesentliche bürokratische Hürden waren genommen und nun konnte es losgehen. Die Erwartungen waren hoch, denn der Federsee ist das fundreichste Moor Europas mit nahezu einzigartigen Aussagemöglichkeiten zu vorgeschichtlicher Architektur. Wenn man besonders dick auftragen möchte, kann man sogar behaupten: Gemessen an der Häuserzahl war dies das größte vorgeschichtliche Freilichtprojekt im deutschsprachigen Raum. Denn die Unteruhldinger Pfahlbautenentstanden in einzelnen Etappen im Verlauf von 81 Jahren. Da dieses Projekt viele persönliche Bindungen an unser Museum hat (Söhnke Raimann war damals Vorarbeiter, ich war Bauleiter, Waleri Trippel und der damalige technische Leiter Oerlinghausens, Ulli Jorkewicz, halfen immer wieder vor Ort mit Rat und Tat), sei an dieser Stelle durchaus etwas sentimental an dieses Jubiläum erinnert. Um das Ende vorweg zu nehmen: Der für Projekte dieser Art ungewöhnlich stramme Zeitplan wurde eingehalten. Im November 1999, nach weniger als zwei Jahren, waren alle 12 Häuser bezugsfertig. Sogar etwas früher als geplant. Da die Häuser sehr unterschiedliche Konstruktionsprinzipien hatten, konnte sich auf der Baustelle nur bedingt Routine einstellen. Umso abwechslungsreicher war das Arbeiten und umso mehr hat man dazugelernt. Vieles war damals noch ohne Internet zu organisieren, manche Baustoffe hatten einen weiten Weg hinter sich. Die Birkenrinde kam (über einen schwedischen Händler) aus dem damals krisengeschüttelten Russland, die Eichenrinde vom Schwarzwald, das Schilf aus Rumänien, einige Schindeln ließen wir in Tschechien spalten und sogar so mancher Lehmbigpacks stammte aus der Pfalz und Österreich. Der Großteil der Baustoffe wurde jedoch in Kleinarbeit vor Ort gewonnen. Weltweit gewildert haben wir bei den architektonischen Anleihen; zitiert wurden Bauformen aus Tonga, aus Sulawesi, Westafrika, dem Ural bis hin zur kanadischen Nordwestküste.

Ein kritischer Blick von Helmut Schlichtherle, dem damaligen Leiter der baden-württembergischen Feuchtbodenarchäologie. Hier begutachtet er den Rohbau der bronzezeitlichen Pfahlbauten der Siedlung Forschner (Foto: Karl Banghard).

Nicht vergessen sollte man die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer. Zählt man nur die zusammen, die über eine Woche am Stück bei uns gearbeitet haben, kommt man auf ungefähr 970 ehrenamtlich geleistete Stunden. Nimmt man diejenigen, die weniger als eine Woche malocht haben, mit in die Rechnung, sind es tausende Stunden. Dass es auch Spaß gemacht hat, zeigen ordnerfüllende Dankschreiben. 

Die Hütten stehen noch heute. Gezeigt wird ein Lebensbild prähistorischer Moorsiedlungen, das möglichst nahe an den aktuellen archäologischen Ergebnissen orientiert ist. Mit den jungsteinzeitlichen Siedlungsausschnitten Taubried und Alleshausen-Grundwiesen und den bronzezeitlichen aus der „Siedlung Forschner“ sowie der „Wasserburg Buchau“ werden auf authentischem Wackelboden die Lebensumstände der Pfahlbauern in zarten Ansätzen erfahrbar. Die große Schwester des Federseemuseums, das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen, hatte keine Nachteile durch die neue touristische Destination. Im Gegenteil: Auch dort sind die Besucherzahlen seitdem erfreulich gestiegen. Wir wünschen beiden Museen auch weiterhin alles Gute für ihre eindrucksvolle Arbeit.

Karl Banghard


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